Überall Kilbi

Buntes Programm: Kilbi im Überall
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Kilbi im Überall

Das Land kommt in die Stadt und breitet sich überall aus. Der Organisator der «Kilbi im Überall» ist der Deutsche Daniel Fontana. Letztes Jahr fand der Musik-Event zum ersten Mal in Zürich statt, damals aber nur im Exil. In Fontanas Heimatstadt - Bad Bonn - gibt es die Kilbi schon seit 1995. Sie geht dort jedes Jahr im Mai über die Bühne.

 

Der Kurator setzt dabei stets auf solide Bands, die teils schon seit Jahren erfolgreich musizieren, aber eben immer ein wenig Underground geblieben sind. Musikalisch kann man die Künstler nicht auf einen einzigen Nenner bringen. Es finden sich Singer/Songwriter, Indie-Bands bis hin zu echten Postpunkrockern wie beispielsweise «Mission of Burma».

 

Die Kilbi bewegt sich rund um den Escherwyssplatz. Dabei sind das Moods, das Exil, das Helsinki und der Bogen F. Für jeden Musikfreund findet sich etwas passendes. Alle Konzerte zu besuchen, ist fast unmöglich. Aber das ist ja auch nicht das Ziel der Veranstaltung. Hier hat jeder die Möglichkeit, sich seine ganz persönlichen Perlen herauszusuchen.

 

Am Freitag bespielt Jens Lekmann aus Schweden das nicht schlecht besuchte, aber auch nicht übervolle Moods. Gemeinsam mit seiner Band sorgt er für gefühlvollen Indiesound, der mit Violine, Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug gemacht wird. Die ruhigeren Stücke bringt er auch mal nur in der akustischen Version und zeigt sich dabei publikumsnah.

 

Im Bogen F spielt danach Oy, die mit bürgerlichem Namen Joy Frempong heisst. Der eine Elterneteil stammt aus Ghana, der andere aus der Schweiz - Oy spricht perfekt Schweizerdeutsch, beherrscht aber genauso gut die englische Sprache. Ihre Musik darf man schon fast als Kunstwerk bezeichnen: Mit Stimme und verschiedenen elektronischen Hilfsmitteln kreiert sie einen ganz eigenen Sound, der mal gesprochen, mal geschrien und dann wieder gesungen wird. Unterstützung erhält sie dabei teils von einem Schlagzeuger, dessen Gesicht verhüllt war.

 

Am Samstag beehrt Jason Collett das Exil. Der kanadische Singer/Songwriter unterhält das zahlreich erschienene Publikum nur mit seiner Gitarre und Stimme bewaffnet. Mit im Gepäck: Eine Menge guter Geschichten. Die Zuhörer lauschen gebannt - hätte auf der Bühne noch ein Lagerfeuer gebrannt, es hätte wohl niemand überrascht. Mit Dan Mangan und seiner Band folgt daraufhin ein mitreissendes folkig angehauchtes Indiepop-Set.

 

Indiemässig gehts auch im Moods weiter. Dort wartet die erst ein Jahr alte Band «No» aus Los Angeles (USA) auf. Den klaren, warmen Stimmen und faszinierenden Melodien hätte so mancher gerne noch ein wenig länger zugehört. Sie sind ein echter Geheimtipp. Der Aufforderung nach Zugabe können die Jungs aber leider nicht nachkommen, da «Father Jon Misty» schon in den Startlöchern steht. Hinter dem Namen verbrigt sich kein Geringerer als Josh Tillmann, der früher Schlagzeuger der «Fleet Foxes» war. Fast zeitgleich rüstet sich das Exil derweil für die Postpunker «Mission of Burma». Sie entpuppen sich als Publikumsmagnet und begeistern die Zuschauer mit mitreissendem Punksound.

 

Die «Kilbi im Überall» bot einige echte musikalische Leckerbissen und zeigt, dass sich das Vorgehen «nichts ausschliessen und alles anhören» auf jeden Fall lohnt. Mal sehen, wie viele Clubs und Bands im nächsten Jahr dabei sein werden.

Linda von Euw / So, 09. Dez 2012